An dieser Stelle veröffentlichen wir Texte, die während unserer Online-Schreibwerkstatt entstanden sind.Einige kreativ Schreibende haben freundlicherweise ihre Beiträge zur Verfügung gestellt. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!
ADVENT ist -
theoretisch sind’s noch vier Wochen -
nur ich vermute, die Zeit bis Weihnachten
naht viel zu schnell.
Leise mache ich mich an die Vorbereitungen.
Niemand sollte mich stören!
Nicht, weil es so geheimnisvoll ist,
tatsächlich schreibe ich die Vorbereitungen auf Weihnachten schon viele Jahre.
Ein großes Blatt muss her!
Reihenfolge und Priorität ist wichtig.
Ganze Listen von Namen guter Freunde und natürlich die Familie.
Einer nach dem anderen steht auf dem Blatt:
Tante Lisbeth, Oma Menzel ……
lauter liebe, liebe Menschen.
Nur, wie soll ich das alles schaffen?
Nicht, dass mir die Phantasie fehlt.
Tausend Ideen!
Nein! Ich brauche EINEN Einfall, der so gut ist, dass es jedem eine Freude wird.
Da kommt mir eine wunderbare Idee.
Ein Spirograph!
Hier und heute fange ich an, meine schönsten Weihnachtskarten auf Papier zu bringen.
Na - der Erfolg war überwältigend - und hat mich sehr glücklich gemacht!
Eisblau der Himmel
Gras und Strauch rauhreif vernetzt
Es wird Schnee geben.
Klirrende Kälte
Schnee knirscht unter den Stiefeln
Rauchweiß der Atem.
Hopfengarten steht schwarz
Abstrakte Wintergraphik
Dunkle Stangen ragen.
Eisig ist der Weg
Still ruhen Feld und Wiesen
Die Sonne scheint kalt.
Eisblumen – Fenster
Draußen ist weiße Landschaft
Gehauchtes Guckloch.
Juliane Grzimek
Für alle dasselbe Geschenk ist
Pfeffer aus Setchuan,
ungemahlene Körner mit einem Duft,
der die Nase schubst.
Zermahlen auf Käsebrot und ins Essen,
um die Tischgenossen zu befeuern.
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Kurze kalte Tage
Das Auto vereist
Weihnachten dräut
Die Familie will Liebe
Ich backe Plätzerl
Advent ist
Terror in den Medien,
Nuss und Mandelkern,
nächtens wird's heilig,
Gans auf dem Tisch,
Schöne Lieda.
Ach, du liebe Zeit:
Tannenbaumglanz,
Zimtsterne und Vanillekipferl,
lieblich, das heilige Paar,
Ruhe, die himmlische?
Ingrid Kellner
Advent ist,
Tannenduft in der Luft
Telefonate mit der Familie
Erwartung und Vorfreude
Elche in unserer Dekoration
Nikolausabend mit Stiefel rausstellen
Nächte, die nicht enden wollen
Nur noch ein paar Tage bis Weihnachten.
Marianne Knippschild
Ich komme von den Ameisen,
aus den Ritzen zwischen den Nadeln.
Ich komme aus glitzerndem Ruß
und dem Morgensommersonnenstrahl,
dem Verborgenen
und den unerforschten Geheimnissen.
Ich komme pfeifend die Straße entlang
und trällernd das Dorf umhin.
Ich bin da, wo der Tagtraum beginnt
und der Nachtraum das Ende nicht find‘t.
Ich komme um vor Sehnsucht
und bin auf ew‘ger Suche
Ich bin die Kammer, die hängt am Balkon,
die Decke, die hinterm Bett sich versteckt.
Ich bin die Kaulquappe im Schlamm,
die zwischen deine Zehen sich drückt.
Ich bin das Knie überm streifigen Strumpf
und der Wirbel im flüchtigen Mehl.
Ich bin gekommen zu staunen,
zu verweilen, zu genießen,
zu lieben und wieder zu gehen.
Martin Ulrich