ZU HAUSE UND DOCH FREMD
Vom Umgang mit Entwurzelung und Heimatverlust am Beispiel Schlesien beschäftigt sich die Ausstellung „Zu Hause und doch Fremd“ in der kleinen Rathausgalerie vom 14. bis 23. März 2025.
Vor rund 80 Jahren wurden Millionen von Deutschen durch die Potsdamer Beschlüsse gezwungen, ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten zu verlassen. Sie wurden vertrieben und kamen ohne Hab und Gut in eine ihnen völlig fremde Umgebung. Dort wurden sie häufig widerwillig aufgenommen, es herrschte Wohnungsnot, Hunger und Arbeitslosigkeit. Für die Vertriebenen wie auch für die Einheimischen war dies eine schwierige Zeit.
In die verlassenen schlesischen Regionen kamen vertriebene Polen aus den Ostgebieten, polnische Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit oder Siedler aus Zentralpolen. Es war eine heterogene Gruppe, jeder kam, viele nicht freiwillig, mit anderen Erwartungen ins deutsch geprägte und teilweise zerstörte Städte und Orte. Das Land war fremd und die Zukunft unsicher.
Heimatverlust und Entwurzelung haben so bei den Betroffenen beider Nationen wie auch ihren Nachkommen Spuren hinterlassen.
Die Betroffenen sind mit diesen Erlebnissen unterschiedlich umgegangen. Manche haben sie verdrängt, andere versuchten, die Erinnerung lebendig zu halten. Dabei gibt es diejenigen, die nie wieder in ihrer Heimat waren, und jene, die heute enge Kontakte in den alten Heimatort pflegen. Diese Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und den Erinnerungen an Flucht und Vertreibung werden in der Ausstellung aus ganz unterschiedlichen Perspektiven angesprochen. Ein differenzierter Blick auf die Problematik. Nicht zuletzt werden die Auswirkungen auf die Nachkommen der Betroffenen und ihre Beziehung zur alten Heimat der Vorfahren und zur Thematik der Vertreibung dargelegt. In der Ausstellung vermitteln Hintergrundtexte und Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten die nötigen Informationen zum Thema. Bildmaterial, Dokumente und persönliche Erinnerungsstücke illustrieren die Geschichte und Geschichten anschaulich.
Die zweisprachige deutsch-polnische Ausstellung ist ein vom Haus Schlesien in Königswinter gemeinsam mit dem Muzeum Powiatowe w Nysie (Kreismuseum Neisse), dem Muzeum Ceramiki w Bolesławcu (Keramikmuseum Bunzlau), dem Muzeum Ziemi Lubuskiej w Zielonej Górze (Museum des Lebuser Landes in Grünberg)und dem Muzeum Regionalne w Środzie Śląskiej (Regionalmuseum Neumarkt) 2016 erarbeitetes Projekt und verfolgt mit diesem binationalen Ansatz die Absicht, in Deutschland bzw. Polen die Sichtweise der jeweils anderen Nation zu verdeutlichen und somit zur gegenseitigen Verständigung beizutragen.